Berlin Marathon 2013 – Rückblick

Berlin Marathon 2013 – Rückblick

Mittwoch. Gerade mal drei Tage ist der Berlin Marathon her. In der Erinnerung bereits leicht verblasst. Wie kann das sein?

Eigentlich war alles perfekt. Top Wetter, nicht zu kalt, nicht zu heiß. Ich war pünktlich am Start, ungefähr da im Block, wo ich hinwollte. Hatte sogar einen Läufer, der mir einen gutes Tempo vorzugeben schien.

Und trotzdem. Trotzdem sind es dann „nur“ 3:29:12 geworden? Warum „nur“? Ganz einfach. Das Ziel war 2:??:??. Irgendwas unter drei Stunden. Irgendwas! Aber: Ziel verfehlt, sechs setzen. Ist das so? Ziel verfehlt? Kann man den ersten auf Zeit gelaufenen Marathon als „Ziel verfehlt“ werten? Bei immerhin unter 3:30h?

An der Frage knabbere ich seit Sonntag um 12:15 Uhr. Also so ziemlich direkt nach dem Zieleinlauf.

Meine Beine schmerzen jetzt schon nicht mehr. Die Regenarationsfähigkeit des Körpers ist der pure Wahnsinn. Verblasst deshalb der Marathon in der Erinnerung so schnell? War es einfach nur eine physische und psychische Belastung? In der Nacht von Samstag auf Sonntag konnte ich jedenfalls kaum schlafen. Beim Zieleinlauf musste ich zum ersten Mal Tränen der Erleichterung runterschlucken. Eine Belastung war der Marathon in jedem Fall.

Körper besiegt Geist.
Kraft besiegt Wille.
Logik besiegt Wunder.

Ursprünglich sollte das genau andersrum dort stehen. Bis zum Ende, als die Uhr das Unausweichliche anzeigte, habe ich noch auf ein Wunder gehofft. Aber letztlich hat einfach zu viel gefehlt. Zu wenig Trainig, Inkonsequentes Training, Verletzung. Damit lassen sich keine Bestzeiten laufen und doch…doch erscheint mir in diesem Zusammenhang die Zeit gerade dann doch ein wenig als Bestzeit. Einen Marathon unter 3:30h laufen – das kann nicht jeder. Nicht ohne Grund bin ich im vordersten Viertel auf Platz 6470 gelandet. Das Training war also nicht umsonst. Auf keinen Fall. Es war nur noch nicht genug und das ist in Ordnung. Wenn man den Maßstab anpasst, wird aus einem „Ziel verfehlt“ schnell ein „befriedigend“, vielleicht sogar ein „gut“ und vielleicht, vielleicht sogar ein „sehr gut“. (Don’t try this at school!)

Letztlich hat jeder seine eigenen Methoden mit Erfolg und Miserfolg umzugehen. Ich schreibe mir das einfach von der Seele weg.
Der Marathon war alles in allem unglaublich hart. So ziemlich der Härteste Wettkampf, den ich je hatte – und dieses Jahr waren einige wirklich anstrengende Sachen dabei! Bis km 18 Ging alles einwandfrei. Ich war top in der Zeit, hatte sogar ein bisschen Puffer. Das einzig irritierende war die Pulsuhr, die konsequent >180 anzeigte. Aber hey: Wille besiegt Kraft, oder? ;-)

Der Einbruch kam kurz vor der Halbmarathongrenze. Nichts ging mehr. Keine Luft, keine Kraft. Beine machen dicht, alles fährt langsam runter. Um dem totalen Einbruch zu entgehen, bin ich ab hier abwechselnd gegangen und gelaufen. In solchen Momenten lernt man wie nirgends sonst: Demut. Alle rennen an dir vorbei. Viele denken wahrscheinlich (wie ich selber es bereits viele Male gedacht habe): „Der hat sich übernommen. Wärste mal nicht so schnell losgerannt. Jetzt hol ich dich ja doch wieder ein.“

Aus Erleben wird Überleben. Kampf wechselt mit Krampf. Alles ist dumpf vor Schmerz.

Auch wenn der Marathon bereits verblasst, gibt es doch einige schöne Rückblicke: bei km 36 kommt meine Freundin, läuft trotz kaputten Fuß knappe 1000 Meter mit, feuert an, gibt Kraft. Die Trommler unter der Brücke, beginnen mit dem Trommelfeuer, sodass mir die Gänsehaut den Rücken runterläuft. Es ist nicht alles Schwarz, viele weiße Flecken strahlen wie Sterne aus der Erinnerung. Es ist mehr, als zerstörte, humpelnde Gestalten, die wie tote Käfer vor dem Reichstag liegen. Weltrekord! Immerhin mindestens einer war topfit. Sehr geil!

Und somit: Trotzdem. Trotz des ganzen Leides und der Pein. In der Luft liegt der Geruch von Sieg und Bratwurst.

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laufgruss-webseite
Laufen für den Laufgruß!
Berlin Marathon Zuschauer
Geschafft dank starker Unterstützung!
Berlin Marathon Schmerzen
und auch wenn jeder Muskel schmerzt
Berlin Marathon Happy End
Irgendwie dann doch ein Happy End
Berlin Marathon 2013
Marathon danke und tschüss

David Binninger

David Binninger, Wahlschwabe, Sportler aus Leidenschaft.

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