Schorfheide Triathlon 2015 – Ein Sommermärchen
Es war einmal ein Riese, der ein kleines Dorf namens Angermünde bedrohte. Dieser Riese war so gewaltig und schrecklich, dass man ihn nur bezwingen konnte, wenn man durch den Wolletzsee schwomm, und die Angermünder Wälder mit dem Fahrrad und zu Fuß durchquerte. Die Dorfbewohner nannten ihn „Schorfheide Triathlon„.
Der blonde, aber nicht gelockte Jüngling versuchte schon seit Jahren, den Riesen zu besiegen. Doch nie gelang es ihm. Stets musste er sich am Ende der entbehrungsreichen Strecke den erschöpfenden Strapazen geschlagen geben und den Rücktritt antreten.
Für dieses Jahr wollte er eine Veränderungen. Also zog er in den tiefsten Süden, um in den klarsten Seen das Schwimmen zu perfektionieren, um in den hügeligsten Hügeln das Fahrradfahren zu optimieren und um in den holprigsten Wäldern das stolperfreie Laufen zu meistern.
Am 12.07.2015 war es dann wieder soweit. Der Jahrestag dieser beinahe traditionellen Zwist war gekommen. Der Jüngling sattelte sein Stahlross und reiste gen Norden
Ins Fledermausland.
Da sein werter Freund, der bartgewaltige Dorfbewohner Stefan, noch dabei war, sein Gasthaus in Angermünde zu renovieren, musste der Jüngling sich in dessen Ferienwohnung am See einquartieren. Man könnte dies unter Umständen als die bessere Wahl bezeichnen, lag die Ferienwohnung doch direkt am See des Riesen und bot des Nachts einen ausgezeichneten Blick auf den Sternenhimmel. Kleinsein im Angesichts der Größe und Unendlichkeit.
Am nächsten Morgen dann wart der Jüngling geweckt vom Duft der guten Butterbrotstulle, die ihm sein werter Freund im Schweiße seines Angesichts zubereitet hatte. Man wusste, der Tag würde lang werden und großes musste vollbracht werden.
Gestärkt ging es dann auf zum Strand. Hier standen sie schon. Die Ritter, Knappen und Edelleute. Alle von weit her angereist, um das Dorf ebenfalls vom Fluche des Riesen zu befreien. Ausgerüstet und trainiert. Das Metall ihrer Stahlrösser blitzte in der Sonne, lederne Schwimmhäute spannten sich über muskelbepackte Körper.
Punkt 11:17 Uhr blies der Leiter des alljährlichen Spektakels pünktlich zum Angriff und 70 tapfere Männer und Frauen stürzten sich in die Wogen des Wolletzsee. So auch der Jüngling.
Die kalten, nassen Wogen strebten unsere tapferen Helden nach unten zu ziehen. Vielleicht stellte manch einer fest, dass eine Neoprenrüstung trotz der Sommerhitze eine
bessere Wahl gewesen wäre. Dennoch waren die 750 Meter kaltes Nass schneller überwunden als der Jüngling gedacht hatte.
Beim Ausstieg aus dem See begrüßte in der Veranstaltungsbürgermeister „hier kommt David Binninger…“, der ihn scheinbar trotz Badekappenhelm erkannte. Nach drei Jahren Teilnahme an der alljährlichen Schlacht gehört man hier ein bisschen zur Familie. Und das ist irgendwie schön.
Sein stählernes Ross sattelnd, hörte der Jüngling ein großes Grollen aus dem Wald. Der Riese war erwacht und schien sich zu strecken. Der entscheidende Moment war gekommen. Mann oder Mäusschen. Jetzt galt’s. Mit hohem Galopp ritten unsere Helden in den Wald hinein. Denn wie es aus dem Wald hinausruft, so reitet es auch hinein.
Sagt man.
Der Riese rüttelte und schüttelte unsere Helden. Er streckte seine gewaltigen Arme, um sie zu Fall zu bringen und brüllte mit aller Kraft. Aber etwas war anders als all die Jahre. War es der lange, trockene Sommer, welcher den Riesen geschwächt hatte? Oder war es das legendäre Alpintraining in Oberschwabistan? Nach knapp einer Stunde konnte unser blonde, aber nicht gelockte Jüngling bereits absteigen und den beschwerlichen Fußweg erklimmen, um zum Kopf des Riesen zu gelangen. Der beschwerliche Fußweg erwies sich als ungewohnt unbeschwerlich, wenn man sich nicht verläuft…
Mit triumphierendem Grinsen stand der Jüngling nach nicht einmal 2 Stunden vor dem Kopf des Riesen. Beide schauten sich grimmig an, um es zu Ende zu bringen….
Ein zwitschernder Wald bei Morgengrauen. Das strahlende Sonnenlicht leuchtet durch saftig grüne Blätter. Irgendwo quakt ein Frosch. Auf einer Lichtung..ein Riese.
Bewegungslos. Besiegt. Der Jüngling erhebt sich langsam, schreitet erschöpft aber stolz in Richtung des Dorfes um seine wohlverdiente Belohnung in Empfang zu nehmen.
Doch was ist das?
Aus dem Unterholz dringt Gelächter heran. „Man war das anstrengend. Aber immerhin, wir haben gewonnen.“ Bitte was? Verwundert steigt unser Held durch das Geäst. Am Strand erblickt er plötzlich zehn Mitstreiter, die gemütlich in der Sonne rumlungern. Wie kann das sein? Ist er nicht der einzige Überlebende? Der einzige Sieger?
„Seht, da hat es scheinbar noch einer geschafft.“ NOCH EINER?! Aber…aber…
Und an dieser Stelle endet ein großartiger Wettkampf. 10min schneller als im Vorjahr, das Training hat sich ausgezahlt. Jeder Tropfen Schweiß wurde mehrfach vergütet.
In der AK Wertung trotzdem von Platz eins auf Platz vier zu sinken zeigt jedoch wieder mal: Es gibt immer einen größeren Fisch im Teich. Oder einen größeren Riesen auf dem Feld.
Also dann…auf bis zum nächsten Jahr, wenn die Hörner erneut über dem See erschallen.
Atemberaubend. Wie immer. Bis nächstes Jahr!
Märchen inspiriert by Kumpf ist Trumpf.