David gegen Goliath(s kleinen Bruder)
vergangenen Sonntag war es wieder soweit: Crosstriathlon in der Schorfheide. David gegen Goliath. Na gut, gegen Goliaths kleinen Bruder, ich mache ja immer nur die halbe Distanz. Ob dieses Jahr mit optimierter Fahrradausrüstung alles schneller ging?
Schorfheide Triathlon
Auf den Crosstriathlon in der Schorfheide hatte ich mich dieses Jahr wirklich gefreut. Zum einen wollte ich keine Bestzeit, sondern einfach nur Spaß, zum anderen ist ein Triathlon im und um den Wald einfach viel abwechslungsreicher, als das ganze Straßengerenne und -fahre in der Stadt.
Die technischen Voraussetzungen waren perfekt: Neo? Check! Neues Mountainbike? Check! Optimiertes Trinksystem? Check! Passende Schuhe? Check!
Dat Ding wächst ohne Ende!
Da wir morgens noch eine Freundin vom Flughafen abholen wollten, begann der Tag recht früh um 6:30 Uhr. Raus ins Auto, zum Flughafen, Freundin willkommen heißen, ab nach Brandenburg. Nachdem uns das Navi kreativ über Wald- und Wiesenwege geleitet hatte, kamen wir irgendwann auch tatsächlich an. Mein erster Eindruck war: „Ui, sieht ja irgendwie größer aus als letztes Jahr“. Und tatsächlich: statt c.a. 80 Teilnehmern (2013) waren es dieses Jahr fast 100 – wenn auch mit Schwerpunktsverschiebung zur kürzeren Volksdistanz (warum nur???….)
Wie auch immer, ich war – wie meistens – spät dran, musste also schnell mein Zeug ausbreiten. Von den „Profis“ – auch wie immer – weggeschickt („such dir mal ’nen anderen Platz, hier ist’s schon so eng, da hinten ist bestimmt mehr Platz, hauptsachte nicht hier, mimimi“), habe ich am hinteren Ende der Wechselzone mein Lager aufgeschlagen. Hier waren die Leute irgendwie freundlicher; muss ich mir für nächstes Jahr merken: Freundlichkeit der Athleten wächst proportional zur Entfernung vom Eingang der Wechselzone. Ich schweife ab, die Zeit war wiegesagt knapp. Also rein in den Neo, kurz den großen Zeh, dann den Kopf ins Wasser gehalten und dann ging es auch schon los. Losgehen kann man übrigens wörtlich verstehen. Da von Land aus gestartet wurde, rannten alle wie die Lemminge ins Wasser. Ellenbogen bekam ich dadurch nicht ab, lediglich das Grinsen musste ich mir verkneifen; sieht halt witzig aus, wenn 50 Neoprenschwimmer „der Boden ist Lava“ spielen.
Valium für die Riesen
Schwimmen ging gefühlt sehr schnell, sind ja nur 750m. In der Wechselzone war alles wie zurückgelassen (hätte ja sein können, dass die „Profis“ mir nachtragend die Luft aus den Reifen gelassen haben), also Schuhe an, Trinkrucksack, Helm und Brille auf, weiter geht’s. Apropos Schuhe: dieses Jahr habe ich mangels echter MTB Schuhe wortwörtlich einen Test gefahren, nämlich Rennradschuhe mit MTB Adapter (gibt es wirklich!). Hat gut funktioniert!
Vom Schwimmen noch außer Atem kam mir der erste Anstieg ehrlich gesagt ein wenig klein vor. War das letztes Jahr auch so? Oder hat der Berg abgebaut? Beim zweiten Anstieg (50m weiter) wurde schnell klar: nein! Nein. Nein. Das wird nicht witzig. Ich hatte das Gefühl des achterbahnmäßigen Rauf- und Runterfahrens fast vergessen, aber nach einem Kilometer war alles wieder da. Die Strecke ist einfach mega brutal. ABER: Ich hatte dieses Jahr eine Geheimwaffe am Start – die legendäre Federgabel. Damit wurden die gefürchteten Riesen vom letzten Jahr ruckzuck auf Valium gesetzt und ich konnte fast federleicht durch die Wiesen fliegen. Na gut, in echt war es auch dieses Jahr wieder unglaubglich hart und ich dachte mehr als einmal: „Berg, mein Erzfeind! So treffen wir uns also wieder!„.
Der Veranstalter hat vor dem Start extra gewarnt, die erste Runde langsam zu fahren, um die Strecke kennenzulernen. Aber wie sagte eine berühmte Comicfigur: Wer bremst verliert. Also bremste ich mich erstmal zu bremsen. Ich kenne die Strecke doch! Ha! Spätestens bei der (umgetauften) Höllenabfahrt wurde mir jedoch schnell klar: Wer nicht (proaktiv) bremst, bremst halt manchmal unfreiwillig mit der Nase. Oder in meinem Fall mit dem Unterarm. Ja, diese Höllenabfahrt ist so ein Ding. Ich konnte da irgendwie keine Fotos machen (lassen), war ja mitten im Wettkampf. Man muss es sich einfach so vorstellen: Ihr habt eine Straße mit Kopfsteinpflaster, wo jeder 2. Stein fehlt. Dafür gibt es Wurzeln, Schlamm (wo bekommen die bei diesen Temperaturen immer den Schlamm her??) und ganz fies dieses Jahr: Laub. Laub – klingt harmlos, ich weiß. Aber dieses Killer-Laub lag trügerisch harmlos über der Höllenabfahrt und hat dazu geführt, dass man die Untergrundbeschaffenheit nicht erkennen konnte. Naja, das Ergebnis der ersten Runde lautete:
Die zweite und dritte Runde bin ich dann entsprechend vorsichtiger gefahren. Lief auch entsprechend besser und angenehmer. An dieser Stelle eine Entschulding an alle Athleten, die ich beim Bergauffahren zugetextet habe. Ist halt komisch, wenn man von mega-todesschnell-bergab-rasen in sonntagsausflug-schrittgeschwindigkeit-bergauf-spazierfahrt-geschwindigkeit wechselt. Da werde ich redselig („und sonst so? Schöne Aussicht, ne?“).
In der Wechselzone angekommen, ging es dann in die Laufschuhe und weiter. Am Getränkestand musste ich dank der bombastischen Wetterbedingungen (warm, aber bewölkt / viel Schatten, dadurch nicht unerträglich heiß, im Wald generell sehr frische Luft) kaum Halt machen. Die Laufstrecke war…nunja interessant. Alles fing damit an, dass ich eine Dame mit lila Shorts überholte. Wir tauschten uns kurz über schmerzende Waden aus, dann zog es mich schneller weiter – links rein. Warum links rein? War doch letztes Jahr auch so, oder? Oder? Oder nicht? Da war doch eben noch einer vor mir? Wo sind alle? Wo bin ich hier? Fuck, hab mich verlaufen. Großartig. Den Weg zurück habe ich zwar direkt gefunden, der Umweg hat mich insgesamt trotzdem 5min gekostet. Dämlich, dämlich, dämlich! (Kopf -> Tischplatte). Beim Wendepunkt der 1. Laufrunde traf ich dann die Dame mit den lila Shorts (wieder) und wir haben uns (wieder) über unsere schmerzenden Waden ausgetauscht. Danach habe ich sie überholt. Wieder.
Kurz vor der 2. Runde entstand dieses tolle Foto:
Was man nicht sieht ist, dass ich kurz danach fett über ’ne Wurzel gestolpert bin. Dann bin ich knapp 10min später bei einem Überholmanöver nochmal gestolpert (2. Wurzel). Und dann nochmal (3. Wurzel) als einer von hinten rief „ey, ich hab deinen Blog gelesen“. Okay, sowas ist mega cool zu hören, wirklich ehrlich. Dann jedoch zum 3. Mal (!!!) über eine Wurzel zu stolpern, bringt einen schnell auf den „Boden“ der Tatsachen zurück. Hat mich trotzdem gefreut @ meinen anonymen Hintermann. Hoffentlich hast du mich nicht stolpern sehen.
Nach der zweiten, stolperreichen, dafür verlaufarmen Runde ging es erstaunlich entspannt ins Ziel. Fertig. Also vorbei, aber nicht fertig. Keine Ahnung warum, aber dieses Jahr war ich deutlich entspannter unterwegs. In der Zeit spiegelt sich das glücklicherweise nicht wieder. Mit 2:04:10 war ich fast exakt gleichschnell wie letztes Jahr. Mega seltsam, aber irgendwie auch mega gut und vorallem mega entspannt.
Insgesamt bin ich auf Platz 26 von 49 gelandet, liegt vmtl daran, dass die ganzen „Profis“ eine bessere Position in der Wechselzone hatten (nein, ich bin nicht nachtragend!). ;-) DAFÜR bin ich wieder 1. meiner Alterklasse geworden! Tada!! Und diesmal wirklich, also diesmal war ich auch nicht der einzige Teilnehmer meiner AK! :D
Im Detail sehen die Zeiten so aus:
Gesamt: 2:04:10
Schwimmen: 12:38 (6.) – 2sek langsamer als letztes Jahr okaaaay
Fahrrad 1:09:03 (27.) – 1min 40sek schneller als letztes Jahr, gut, vorallem da ich eher entspannt gefahren bin. An dieser Stelle ziehe ich meinen Hut vor Vereinstriathlongroßmeister Hajo, der in gerade mal 20min mehr, die DOPPELTE Radstrecke gemeistert hat. Respekt. Und das in dem Alter! ;-)
Laufen 40:12 (30.) – fast 3min langsamer als letztes Jahr – Schade, hätte ich meinen Verlaufsschlenker nicht gehabt, wäre das besser gewesen. Egal, passiert.
Fazit:
Ich glaube, dass wird langsam aber sicher mein Lieblingstriathlon. Die Stimmung war wieder grandios. Auch im tiefsten Wald ist man nie alleine. Überhaupt, der Wald ist einfach schön, ganz anders als dieses Asphalt-Rumgerase. Die Strecke ist extrem anspruchsvoll, aber auch entsprechend abwechslungsreich. Toll, toll, toll!
Und nochmal ein großes Lob an den Veranstalter. Die Aussage „fair geht vor, kämpft nicht um Sekunden, habt einfach einen schönen Sporttag“ sollte bei jeder Veranstaltung Pflichtgruß werden!
Jetzt kann ich mich nur noch selbst zititieren: Gerne wieder!
Last but not least: ein herzliches Dankeschön an Pico und Michael-Peter Jachmann für die tollen Fotos, ohne die der Bericht wahrscheinlich total langweilig wäre.