Schorfheide Triathlon in Brandenburg und bei bombastischem Wetter. Wie es scheint, ist mir jetzt endlich der Start in die Saison geglückt!
Aber ganz von vorne…
Schorfheide Triathlon – Die Vorgeschichte
Meine Wettkampfplanung hatte ich eigentlich schon Anfang dieses Jahres abgeschlossen. Dann erzählte mir jedoch mein Vereinstriathlongroßmeister vom Xterra Schorfheide Triathlon. Ein Crosstriathlon, also „mit Mountainbike und so“. Zeit war da, Mountainbike auch, also ruckzuck angemeldet.
Vorbereitung für einen Crosstriathlon
Um ganz ehrlich zu sein… ich habe mich nicht speziell vorbereitet. Schwimmen, Laufen, Fahrrad (Rennrad) – alles wie immer trainiert. Mit dem Mountainbike war ich zwar letztes Jahr beim 5150 Berlin unterwegs, aber im Wald war ich damit noch nie. Überhaupt war ich noch nie im Wald richtig Fahrradfahren. Aber um eine Arbeitskollegin zu zitieren: „ist doch nur radfahren“…
Auf nach Brandenburg
Am Wettkampfsonntag war das Wetter netterweise bombastisch gut. Das Fahrrad hat zum Glück ins Auto der Schwiegereltern gepasst, selbiges durften wir sogar ausleihen UND meine Freundin hat mir das Fahren abgenommen. Entspanntere Vorraussetzungen gibt es nicht. Start war um 10:45 Uhr, also sind wir gemütlich um halb Neun gen Norden getuckert und kamen entsprechend entspannt und pünktlich an.
Erste schwere Entscheidungen
An der Anmeldung kam die nette Begrüßung: „Herr Binninger..wir können Sie hier ja gar nicht in den Unterlagen finden. Ach doch, da. Bei der olympischen Distanz.“ Das war eine kleine Überraschung, hatte ich mich doch Wochen vorher auf die Sprintdistanz umgemeldet.
Da springt natürlich sofort das kleine Ergeizmännchen auf die Schulter und ruft: „Na los, olympisch schaffste doch! Bist ja fit und warst schließlich letzte Woche nicht am Start. Dann kannste noch die Bestzeit knacken. Gogogo!“
Mit mehr Glück als Verstand kam mir hier nochmal die Vernunft zur Hilfe: Ich war hier, um entspannt eine kurze Distanz zu finishen. Nächste Woche ist Mitteldistanz angesagt, da muss ich fit sein. Ich meldete mich also vor Ort dann (nochmal) zur Sprintdistanz (750m | 20km | 7,5km) um. Keine Zeit für Helden…vielleicht.
Lebendig gekocht
Vorsorglich hatte ich mir am Montag einen Neoprenanzug gekauft. Nie wieder Unterkühlung lautete die Devise. Bei 30°C war die Unterkühlung allerdings weit entfernt. Aufgrund einer Startverschiebung mussten wir knapp 15min länger in der Sonne ausharren, da lauerte wohl eher die Gefahr eines Hitzeschlages.
Dennoch: Im Wasser war es angenehm kühl, aber nie kalt. Der Neo hat sich also rentiert!
Los geht’s!
Genug der Vorbereitungen. Irgendwann kommt der Moment der Wahrheit. Langsam zählen alle von fünf runter. Vier. Drei. Keine Zeit mehr für Zweifel zwei, eins, jetzt geht’s los.
Wie bei einem Landstart üblich, rennen alle wie die Wilden ins Wasser. Dem anfänglichen Gerangel konnte ich gut entgehen, da ich mich gleich stark nach links abkapselte. Und natürlich auch die erste Boje auf der falschen Seite umschwom.
Die Schwimmdistanz ging sehr gut. Dennoch war ich nach einer Runde (750m) froh, aufhören zu können – ein Sprint ist halt doch etwas anderes, als ein Ausdauerwettkampf.
Wechselzone 1
Den Neopren hab ich erstaunlich schnell runterbekommen. Hatte das Ausziehen vorher nur einmal im Training geübt und da hat es nicht funktioniert. Diesmal schon – sehr gut! Schuhe, Startnummer, alles da, also los.
Radstrecke
Also wer noch nie einen Crosstriathlon bestritten hat, dem kann ich nur sagen – das ist etwas ganz anderes. Meine Vorstellung von „gemütlich im Wald radeln“ wurde mit dem ersten Anstieg, c.a. 10sek nach der Wechselzöne jäh auseinandergerissen.
Die Fahrradstrecke war unglaublich brutal. Bergauf, bergab, bei dem Geschaukel würde sogar Kapitän Nemo kotzen. Und steil war es. Im Vorfeld wurden 2 Stellen angekündigt, wo man besser schieben sollte. Man muss hierzusagen, dass man bei einer Stelle nur schieben KONNTE (Steigung gefühlte 70°) und selbst schieben war schon schwer genug, weil der Abhang nach der zweiten Runde abgelaufen und rutschig war. Hier war ich das erste Mal froh, nur drei statt sechs Runden (olympische Distanz) fahren zu müssen. Apropos Runden. Die wollte irgendwie kein Ende nehmen. Mittlerweile hat es sich mehr nach Ganzkörpermassage, denn nach Wettkampf angefühlt. Eine Ganzkörpermassage, bei der dich zehn Riesen mit Vorschlaghämmern bearbeiten. Es hat geruckelt wie Sau und ich war nur am Schalten – gibt es eigentlich Fahrräder mit Automatikgetriebe??
Nachdem ich die größte Steigung hinter mir hatte, kam mir der Verdacht: alles wo rauf geht, muss auch wieder runter. Und wie das runter ging. Mit >30km/h einen Wald-Abhang runterrasen, den Bodenbelag nicht erkennen können, plötzlich über einen FETTEN Stein fahren..da fragt man sich dann kurz: „Was passiert eigentlich, wenn ich hier jetzt wegfliege. Hält mein Helm das aus? Und der restliche Körper?“
Beim nächstgrößeren Abhang konnte ich mir diese Frage leider nicht stellen. Mein Vorderman(n) fing nämlich plötzlich an zu schlingern. Bei mir klingeln also schon alle Alarmglocken, aber ich kann nichts sehen. Es gab auch nichts zu sehen. Alles war Schwarz. Schwarzer Schlamm. Tiefer, klebender, schwarzer Schlamm. Und das mitten auf der nun von mir als Todesabfahrt bezeichneten Strecke. Bevor ich reinfahre, sprintet mir noch der Gedanke durch den Kopf „Augen zu und durch, ist bestimmt nur Deko für effektvolle Fotos“ PUSTEKUCHEN. Das war mieser, echter, hardcore Waldschlamm. Bei der ersten Runde ist er mir bis ins Gesicht gespritzt. Bei der zweiten hat er mich aus dem Rad geworfen. Bei der dritten Runde habe ich es geschafft, halb aussenrumzufahren.
Fahrradende
Nach dem Radfahren war ich am Ende. Mit der Radstrecke und mit mir selber. Zum Glück musste man nur 7,5km laufen, also eigentlich nur eine „Warmlaufstrecke“. Schnell raus aus den (zer)matschten Fahrradschuhen, rein in die Laufschuhe. Meine Trinkflasche ist auf dem Ruckeltrail wohlwollend hops gegangen (ohne tschüss zu sagen..), deswegen musste ich beim Verpflegungstand erst mal Flüssigkeit tanken. Es war wirklich unglaublich heiß!
Schön getrunken, schön gemütlich rauslaufen und..ich Trottel! „Warmlaufstrecke“ haha! Wieso sollte die Laufstrecke flacher als die Radstrecke sein? Und zack kommt der nächste Anstieg um die Ecke gerannt und lacht mich an… oder aus.
Die Laufstrecke war der wahre Abschlusskampf. Super heiß, Anstiege ohne Ende. Da war kämpfen angesagt.
Schorfheide Triathlon – Finish
Der Zieleinlauf – wahrhaftig erlösend. Trinken, Essen, Wassermelone, Iso, BÄM!
Was für ein Wettkampf. Was bleibt? Unvergessliche Bilder, tolle Wälder und Felder, ein für Berliner Verhältnisse extrem klarer See. Traumhaft!
Einen Cross Triathlon und sei es „nur“ eine Sprintdistanz, werde ich nicht mehr unterschätzen. Das haut echt rein. Nächstes Jahr gerne wieder und ich bleibe bei Sprint. Olympisch Cross ist mir zu krass. ;-)
Achja: Grüße an Stefan, der da witzigerweise um die Ecke wohnt. Schöner Zufall, dass du auch da warst!
Nachtrag
Die Ergebnisse sind jetzt live.
- Gesamt: 02:03:26 (7. Platz)
- Schwimmen: 12:36 (5.)
- Fahrrad: 01:10:41 (13.)
- Laufen: 37:44 (12.)
- Wechselzonen: T1 1:37 (8.) T2 0:45 (11.)
Und was ich noch erwähnen muss: 1. Platz in der Altersklasse!!! (okay, ich war der einzige M20er hahaha)
Ziele für nächstes Jahr: Auf dem Rad ein Tick schneller sein. Zu Fuß deutlich schneller sein. Muss ja zu schaffen sein.