Berlin Ironman 70.3 – 5 Stunden Maximalbelastung
Der Berlin Ironman 70.3; Mein erster Mitteldistanz Triathlon. Fünf Stunden Dauer- und Maximalbelastung. Aber eigentlich verlief alles ganz entspannt anstrengend.
Zuerst ein paar spannende Fakten zum Berlin Ironman:
Als Triathlet muss man bei diesem Mitteldistanz-Triathlon eine Strecke von
- 1,9km Schwimmen
- 87km Fahrradfahren
- 21,1km Laufen
überwinden. Insgesamt also 110km. Das entspricht ungefähr einer Strecke von Berlin bis nach Wittenberg. Ist also schonmal ’ne Hausnummer!
Die Radstrecke ist eigentlich 90km lang, musste aber aus organisatorischen Gründen (leider?) verkürzt werden.
Teilnehmer beim Berlin Ironman
Insgesamt waren es knapp 1100 Teilnehmer aus über 50 Ländern. Darunter ultra reiche Scheiche und ein Formel 1 Pilot. Aber auf der Strecke sind wir alle gleich. (Auf dem Fahrrad vielleicht nicht, aber das lassen wir einfach mal weg.)
Der Berlin Ironman 70.3 ist zwar nicht der einzige Mitteldistanz-Triathlon im Raum Berlin, aber der erste, welcher der offiziellen Ironman Serie angehört.
Der Berlin Ironman und ich
Vor knapp vier Jahren habe ich für mich beschlossen, irgendwann „einen Ironman zu machen“. Damals hatte ich noch keine Ahnung, was Triathlon eigentlich groß bedeutet und Ironman zu sein hieß für mich nur Training ohne Ende…“irgendwann mal“.
Dann ging aber alles viel schneller als gedacht: Die Teilnahme beim 5150 Berlin letztes Jahr verschaffte mir einen Startplatz beim diesjährigen Berlin Ironman 70.3. Noch kein ganzer Ironman, aber auf jeden Fall ein großer Schritt auf dem Weg dorthin.
Die Vorbereitung
Nach dem Berlin Marathon letztes Jahr, war ich zunächst in der Winterpause, die erst gegen Januar aufgebrochen wurde. Hier ging es mit dem Training los. Die Vorbereitung dauerte knapp sechs Monate, war wie immer von verschiedenen Hochs und Tiefs durchsetzt, lief aber bis auf eine Ausnahme (Fahrradtrainig) sehr gut. Zusammenfassung folgt noch.
Erste Hürden
Die eigentlich einzige, aber auch große Hürde hatte ich in meinem Kopf zu bewältigen. Im Training bin ich nie eine Fahrraddistanz über 40km gefahren, beim Berlin Ironman musste also ich spontan verdoppeln. Geht das??? Eine Vereinskollegin versuchte mich ein wenig aufzumuntern: „Ich würde nicht mehr bei einer Mitteldistanz an den Start gehen, für die ich nicht in den drei Monaten davor 2000km zusammen gefahren habe.“
Das klingt gar nicht so schlecht, also kurz meine Trainingsergebnisse gecheckt: 260km Fahrradgefahren. Oh. Scheiße.
Na gut, dann müssen mir halt andere zugesprochene Fähigkeiten aushelfen: „Du bist ja jung und energiegeladen.“
Wettkampftag
Jung und energiegeladen ging es am Sonntag dann zum Startplatz. Netterweise nur 5min von zu Hause entfernt, da konnte ich wenigstens halbwegs ausschlafen. Ein Großteil der Sachen hatte ich bereits am Samstag abliefern müssen. Das war einerseits am Samstag ein wenig anstrengend, am Sonntag dafür sehr entspannend. Blauer Himmel, nicht zu heiß, der Tag schien gut zu werden.
Schwimmen (Zeit: 37:40)
Als einer der wenigen Triathleten, die vom Schwimmen kommen, fühle ich mich ehrlich gesagt extrem wohl im Wasser. Ich schwimme für mein Leben gerne. Die Distanz von 1,9km stellte also kein großes Hindernis dar, im Gegenteil. Ich musste mich ständig zurückhalten, ein entspanntes Tempo einzuschlagen, um Kräfte zu sparen. In meinem Kopf hat sich das dann etwas so angehört: „Guck mal die drei da vorne. Die kriegste locker, los, los, los!! Halt stop! Eile mit Weile. Was nützen dir jetzt drei Plätze, wenn du auf dem Rad 20 verlierst? Also entspann dich.“ Das Wasser war im Neo angenehm warm und der teilweise vorhandene Fischgeruch war auch zu ertragen. Die Spree soll ja angeblich Trinkwasserqualität haben…
Fahrrad (Zeit: 2:49:02)
In der Wechselzone habe ich mir anscheinend ein wenig viel Zeit gelassen. Ganze 3:51 Minuten habe ich gebraucht. In meiner Erinnerung ging das alles irgendwie schneller. Ich komme also aus dem Wasser und schwupps sitze ich auf dem Rad.
Hier war die größte Schwierigkeit, ein geeignetes Tempo zu finden. Fahre ich langsam, um Kraft zu sparen, oder schnell, um nicht so lange fahren zu müssen? Letztlich habe ich mich dann für letzteres entschieden, ist ja nur fahrradfahren und außerdem bin ich jung und energiegeladen.
Die Strategie ging auf bis Kilometer 60; 50% mehr Distanz als im Training hat mein Körper anstandslos mitgemacht, alles darüber hinaus musste ich ihm unter Schweiß und Tränen abschwatzen. Dem nicht gerade förderlich war, dass ich
- kein eigenes Wasser dabei hatte
- mit mehreren Verpflegungsstationen gerechnet hatte, deshalb bei der „ersten“ Station keine Flasche mitnahm
- dachte, es sind nur 80km..nicht 87km!
Was kann man über 2 1/2 Stunden Fahrradfahren sonst spannendes erzählen? Dass die Dextro Energy Kekse lecker, aber trocken wie Sand sind? Dass die Radfahrer mit den teuren Zeitmaschienen sich wie beim Annähern ein kaputter Computer Lüfter anhören? Oder dass man eigentlich die ganze Zeit nur stumpf dahockt, strampelt und alle 5min auf den Tacho/Kilometerzähler schaut?
Laufen (Zeit: 1:53:20)
Irgendwann kam ich in der zweiten Wechselzone an. Das anfangs viel zu wenig zugeführte Wasser machte sich hier nicht mehr langsam, nur noch sicher bemerkbar: Ich war im Arsch. Am Ende. Und das vor einem Halbmarathon!
Die Laufschuhe habe ich noch gewohnt agil anziehen können, dann bin ich im körpereigenen Beton versunken. Jeder Schritt tat weh, war ein Kampf. Bei 21,1km macht das c.a. 21.100 Kämpfe, die man mit sich selber ausfechten und vorallem alle gewinnen muss. Eine einzige verlorene Schlacht und der Krieg gegen sich ist verloren.
Deswegen habe ich versucht, alles so positiv wie möglich zu sehen:
- Das Wetter ist schön
Es ist heißEs ist nicht kalt- Meine Eltern und meine Freundin sind da
- Hier gibt es zwei Verpflegungsstationen und so eine lustige Glocke, wo man gegen hauen kann
- Trotz Schneckentempo überhole ich noch dich..und dich
- Ich bin noch auf zwei Beinen und nicht auf allen Vieren unterwegs
- Ich bekomme noch Luft
- Hey, da ist das Ziel!!!
Finish
Im Ziel. Endlich.
Es gab viele Momente, wo ich wirklich daran zweifelte, hier jemals heil anzukommen. Passiert mir sonst nicht oft.
Was folgte war entspannt: Zwei Liter Cola, Isodrink, Wasser, kiloweise Bananen, eine Schulter- und Beinmassage von Papa (danke!) und natürlich ein wirklich verdiente Pause.
Insgesamt habe ich 5:25:32 gebraucht. Das bringt einen guten 352. Platz ein, in meiner Altersgruppe hat es sogar für Platz 13 gereicht. Für ein erstes Mal auf jeden Fall okay.
Mit den Einzelzeiten bin ich echt zufrieden. Sowohl beim Fahrrad, als auch beim Laufen hatte ich mich deutlich langsamer eingeschätzt. Die erste Wechselzone hätte schneller sein können, aber das ist okay. :-)
Fazit
Die Anschaffung eines Rennrades hat sich eindeutigt gelohnt. Nächstes Jahr will auf jeden Fall wieder bei einer Mitteldistanz an den Start gehen, mich dann aber noch besser darauf vorbereiten. Das heißt auf jeden Fall mehr Fahrrad fahren und noch 2-3 zusätzliche lange Ausdauerläufe. Mein Wunsch wäre eine Mitteldistanz unter 5std zu finishen und danach nicht völlig ausgeschaltet zu sein.
Was bleibt?
Neben unvergesslichen Eindrücken, Grenzerfahrungen und Grenzüberschreitungen, die mir keiner nehmen kann…
Ein Mördersonnenbrand:
Nächstes Mal eincremen – wieder was gelernt!
Hier noch der offizielle Bericht zum Berlin Ironman 70.3: http://www.scc-events.com/events/triathlon/fotos-und-videos/videos/ironman-70-3-berlin-so-war-die-premiere.html
Bis nächstes Jahr!
Grüße,
David
Hut ab vor deiner Leistung angesichts der Vorbereitung und Glückwunsch zum Finish!
Hi David,
cooler Bericht und klasse Leistung!
Im nächsten Jahr bin ich vlt. beim 70.3er dabei – mal sehen wie das Training läuft! =)
Gruß,
Steven
Danke sehr!
Nächstes Jahr erhoffe ich mir aber ein entspannteres Rennen. :-)
Moin Steven,
Ja geil! Ansonsten gerne (wieder) beim Berlin Triathlon, dann aber richtig. :D
Das war doch eine ganz großartige Leistung! Deine erste MD, sehr gut und natürlich Glückwunsch! Aber das mit dem Rad und dem Eincremen müssen wir noch üben :D
Dann mal ganz viel Spaß beim Weitertrainieren!
Haha vielen Dank für den lieben Kommentar. :-)
Jetzt gehts ganz gemütlich mit dem Marathon Training weiter. Früh auf, spät nieder. ..